Eine OER-Strategie für Deutschland

Bildung, öffne dich (jetzt)! 

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung möchte bis Sommer 2021 seine OER-Strategie finalisieren und damit dem Auftrag aus dem Koalitionsvertrag der großen Koalition nachkommen. Um dem Thema OER gerecht zu werden, streben sie dabei einen partizipativen Prozess an und laden Menschen aus dem Bildungsbereich zur Teilnahme an einer Online-Konsultation ein.

Offenen Bildungsmaterialien wird vor allem im Rahmen von digital gestütztem Lehren und Lernen eine besondere Rolle zugeschrieben. Wie diese Rolle aussehen könnte und wie OER bundesweit gefördert werden kann, soll nun gemeinsam erarbeitet werden. Das BMBF möchte bei der Erarbeitung der Strategie auf “wissenschaftliche Erkenntnisse, Empfehlungen der UNESCO und Anregungen aus der Community” aufbauen. Das Bündnis und einige seiner Mitglieder freuen sich, dass sie zur besagten Community gehören und begrüßen die offene Herangehensweise.

Das Bundesministerium holt sich dazu Input zu drei Themenbereichen: Mensch, Technik und Gesellschaft. Im Themenbereich “Mensch” adressiert es u.a. die Zugänglichkeit von Bildungsprozessen und die notwendigen Kompetenzen von Lehrenden und Lernenden. “Technik” bezieht sich auf die Infrastruktur, die es nachhaltig ermöglichen soll, OER in der Breite verfügbar und nutzbar zu machen. Welche gesellschaftlichen Theorien mit OER einhergehen und wie OER andere Diskurse verändert, wird im Themenbereich “Gesellschaft” behandelt.

Bis zum 21. Februar hat die Community Zeit, ihre schriftlichen Eingaben zu diesen und weiteren Fragen zu machen. Danach finden im April digitale Gesprächsrunden statt. Die Veröffentlichung der OER-Strategie ist für Ende Mai angesetzt. Was mit dieser OER-Strategie dann passiert, dazu hat sich das BMBF noch nicht öffentlich geäußert.

Was lange währt…  

Bereits 2018 kündigte die große Koalition im Koalitionsvertrag (Z. 1723-1730) die OER-Strategie an: “Im Rahmen einer umfassenden Open Educational Resources-Strategie wollen wir die Entstehung und Verfügbarkeit, die Weiterverbreitung und den didaktisch fundierten Einsatz offen lizenzierter, frei zugänglicher Lehr- und Lernmaterialien fördern und eine geeignete Qualitätssicherung etablieren.” Lange Zeit passierte jedoch wenig: Immer wieder hakte die Opposition nach (2018, 2019, 2020) und bekam keine zufriedenstellenden Antworten von der Bundesregierung.

Der vom Bund in den Ländern verabschiedete Digitalpakt Schule machte 2019 erst einmal wenig Hoffnung. Er zielte in seiner ursprünglichen Version auf die technische Grundausstattung der Schulen ab und befasste sich zunächst nicht mit den notwendigen digitalen Kompetenzen, weiteren Unterstützungsstrukturen oder der Förderung von freier Bildung. Die Mitglieder des Bündnis Freie Bildung waren sich einig: Der Digitalpakt war zu kurz gedacht.

Erst mit der Verabschiedung der OER-Recommendation der UNESCO im Jahr 2019 meldete sich das BMBF zu dem Versprechen der Koalition zu Wort: “Die UNESCO-Generalkonferenz macht den Weg frei für OER-Empfehlung.” Zu Ende 2020 wurden im Haushaltsentwurf der Bundesregierung schließlich Mittel für die Förderung von Open Educational Resources in der Höhe von 12 Millionen Euro vorgesehen, eine Steigerung von 50 Prozent im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf. Zwar ein Schritt in die richtige Richtung, vielleicht aber auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

… wird endlich gut? 

Die Bildungspolitikerinnen und -politiker auf Bundesebene sind sich schon einmal einig: Es braucht mehr Open Education. Auch die Open-Education-Community hat schon ganz viele Vorschläge gemacht, wie Bildung gerechter, offener und inklusiver gelingen kann. Die Bereitstellung von öffentlich finanzierten Bildungsmaterialien, die kontinuierliche Weiterqualifizierung von Lehrkräften und die Vermeidung von kommerziellen Abhängigkeiten von Softwareunternehmen sind hier Teil der Positionierung.

Im Rahmen eines mehrmonatigen, kollaborativen Prozesses haben die Mitglieder des Bündnis Freie Bildung bereits einen Vorschlag für eine nationale OER-Strategie erarbeitet. Dieser folgt der festen Überzeugung, dass die Digitalisierung ihr volles Potenzial nur dann entfalten kann, wenn sie offen erfolgt, so dass jeder und jede auf sie zugreifen und zu ihr beitragen kann. Wie viel Potenzial die OER-Strategie und die weiteren bildungspolitischen Vorhaben entfalten, hängt langfristig davon ab, wie partizipativ, praxisnah und offen diese angegangen werden.

2 Gedanken zu „Eine OER-Strategie für Deutschland

  1. Robert Plötz Antworten

    Sehr geehrter Herr Theis,

    hier meine Ideen zu einer erfolgreichen OER-Strategie:

    1. Wir benötigen nicht nur ein paar OER-Arbeitsblätter sondern gute digitale Schulbücher. Hier das Norweger Modell: https://path2in.uni-bremen.de/themen/open-educational-resources-in-norwegen/
    (Von mir ist dieses eher anschauliche Erklärvideo mit vielen Bildern: https://youtu.be/8_gdmPV_vQU

    2. Tablets werden Vokabeln abfragen. Also benötigen wir nicht nur H5P, sondern möglichst schnell eine datensichere Spracherkennung.
    (Damit das auch ein Politiker versteht habe ich auch hier ein Video mit vielen Bildern gebaut: https://youtu.be/8anR71aC5y0 )

    3. Mathe-Lernsoftware wird nicht nur rückmelden ob x=7 richtig ist. Die Software wird die komplette handschriftliche Rechnung auswerten und die Fehler finden.
    Also: Mathe-Formel-Erkennung. Das ist eine KI-Anwendung. In Brüssel will man ja Milliarden in KI, das Geld ist da.

    4. Schule soll wieder Spaß machen: Wettbewerb für Lernspiele.

    Vielleicht ist für Sie etwas interessantes dabei

    Mit freundlichen Grüßen
    Robert Plötz

  2. Pingback: OER-Strategie: Unsere Antworten auf die Fragen des BMBF – Bündnis Freie Bildung

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