Im April fanden die Runden Tische des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur nationalen OER-Strategie statt. Wir diskutierten mit weiteren Vertreter*innen der Open-Education- und Open-Source-Community, aber auch Verlagsvertreter*innen über die Potenziale von Open Educational Resources (OER). Bald wird das BMBF die bereits im Koalitionsvertrag der großen Koalition (Z. 1723-1730) im Jahre 2018 versprochene Strategie veröffentlichen.
Die Online-Diskussionsrunden zielten darauf ab, mehr Klarheit in die Gemengelage der Einreichungen zu bringen. Im Februar wurden wir nämlich – an der Seite anderer Akteur*innen aus dem Bildungsbereich – dazu eingeladen, zu Thesen des BMBF Stellung zu beziehen. Im Rahmen unserer Eingabe bezogen wir uns auf den vom Bündnis Freie Bildung im Jahr 2020 veröffentlichten Vorschlag für eine umfassende OER-Strategie. Darüber hinaus stellten wir drei Empfehlungen in den Vordergrund:
- Creative-Commons-Lizenz CC BY bzw. die Freigabe-Erklärung CC0 als Standardlizenz für alle öffentlich-geförderten Initiativen
- stärkere Berücksichtigung von gemeinnützigen Initiativen aus dem Bereich der freien Bildung in den öffentlichen Vergabeverfahren
- Ausbau und Stärkung von Beratungs- und Netzwerkstellen für die Verankerung von OER und Digital Literacies in der Bildungspraxis
Öffentliches Geld, öffentliches Gut
Ziel der Runden Tische war es, die diversen Argumentationslinien zu vergleichen und zu besprechen. Im Themenfeld “Gesellschaft” beschäftigten sich die Teilnehmenden gemeinsam mit dem Referat 323 des BMBF mit der Demokratisierung von Bildung und der Umsetzbarkeit der Forderung “Öffentliches Geld, öffentliches Gut”. Hier war es uns wichtig zu betonen, dass der Wandel der Bildung hin zu einer Kultur des Teiles unterstützt werden muss und das sollte notwendiger Weise einhergehen mit Innovationen der öffentlichen Förderlogik und -kultur.
Qualitätssicherung und Digital Literacies
Das Themenfeld “Mensch” fragte nach Qualitätssicherung in der Aus- und Weiterbildung, Bildungskultur und Kompetenzen. Die Teilnehmenden beschäftigten sich hier beispielsweise mit der Frage, welche Rolle OER zur Erlangung von Schlüsselkompetenzen im Digitalen beitragen können. Wir betonten, dass das Ziel einer Bildung in der digitalen Welt sein sollte, Menschen darin zu unterstützen, das Netz als offene und öffentliche Ressource zu entdecken, lebenslang zu nutzen, gemeinschaftlich zu gestalten und neu zu erfinden. Lernende, die gemeinsam freie Bildungsmaterialien entwickeln, werden durch die Auseinandersetzung mit digitalen Bildungsinhalten zu Digital Literates.
Schnittstellen und Vermeidung von Lock-in-Effekte
Die Runde zu “Technik” beschäftigte sich mit Metadatenstandards, Schnittstellen und den Anforderungen für Software “am Ende des Kulturwandels”. Neben dem spannenden, aber auch sehr kooperativen Austausch zwischen Vertreter*innen der Plattformen WirLernenOnline und Mundo zu Vernetzungsmöglichkeiten, thematisierten wir die aktuellen Vorhaben der Bundesregierung im Rahmen der Initiative Digitale Bildung. Wir betonten, dass Abhängigkeiten von bestimmten Softwareunternehmen – sogenannte Lock-in-Effekte – zu vermeiden sind und Software im Bereich der öffentlichen Bildung stets Open-Source-Software sein muss.
Potenziale nutzen und fördern
Dem Bundesministerium und dem Projektträger möchten wir für das weitere Vorgehen noch einmal mitgeben:
Wir dürfen keine zusätzlichen Zugangshürden aufstellen! OER sind ein Werkzeug zur Verringerung der digitalen Spaltung, also der bestehenden Ungleichheit des Zugangs zu und der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien.
Die Strategie muss die Potenziale von freier und offener Bildung nutzen und fördern. Wir hoffen, dass unsere Argumente gehört und die Positionen mit einfließen werden. Immerhin betonte die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, dass sie OER als “Treibstoff für digitale Bildung” sieht. Der Veröffentlichung Ende Mai schauen wir mit Spannung entgegen und freuen uns schon jetzt, die Umsetzung aktiv zu begleiten.