Open Education, Sustainable Development Goals und die UNESCO-Recommendation zu OER

Ein Beitrag von: Andressa Barp Seufert und Dominik Theis.

Das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung im Bereich der “Hochwertigen Bildung” (SDG 4) zielt darauf ab, “eine integrative und qualitativ hochwertige Bildung für alle zu gewährleisten und das lebenslange Lernen zu fördern”. Das “Open Movement” versucht die sozialen, politischen und technischen Barrieren abzubauen, die Menschen daran hindern, auf Bildung und Wissen zuzugreifen und dazu beizutragen. Freie Bildungsmaterialien (OER) können dazu beitragen, Wissenslücken zu schließen, Bildungsgerechtigkeit zu fördern und somit der Erreichung des SDG 4 näher zu kommen. 

Sustainable Development

Die Agenda der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung umfasst in ihrem vierten Ziel (SDG 4 – Hochwertige Bildung) die Gewährleistung einer integrativen und qualitativ hochwertigen Bildung für alle Menschen und die Förderung des lebenslangen Lernens als wichtigste Ergebnisse, die bis 2030 erreicht werden sollen. Mit Unterziel 4.7 möchten die Vereinten Nationen sicherstellen, “dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.”

In diesem Sinne koordiniert die UNESCO das Global Action Programme zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) für Generationen von Lernenden, die in einer zunehmend vernetzten Gesellschaft interagieren. Das Hauptziel des Programms besteht darin, “Bildung und Lernen so neu auszurichten, dass jede und jeder die Möglichkeit hat, die Kenntnisse, Fähigkeiten, Werte und Einstellungen zu erwerben, die ihn oder sie befähigen, zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen”. “Education for Sustainable Development” (ESD) hat einen starken Fokus auf handlungsorientierte Ansätze und zielt auf den Erwerb von Gestaltungskompetenzen für den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft ab.

UNESCO OER-Empfehlung

Diesen Monat werden die 195 Mitgliedstaaten eine UNESCO-Empfehlung über offene Bildungsressourcen verabschieden und somit zum Erreichen des SDG 4 beigetragen.

Konkret hat die Empfehlung fünf Ziele: 1. Aufbau von Kapazitäten der Interessengruppen zur Schaffung von Zugang, Nutzung, Anpassung und Umverteilung von OER; 2. Entwicklung einer unterstützenden Politik; 3. Förderung von integrativen und gerechten Qualitäts-OER; 4. Förderung der Schaffung von Nachhaltigkeitsmodellen für OER; und 5. Erleichterung der internationalen Zusammenarbeit. Diese Unterzeichnung bietet eine günstige Gelegenheit, als Community noch enger zusammenzuwachsen, um die Umsetzung dieser Empfehlung konstruktiv zu begleiten.

Zeitgemäße Bildung im digitalen Zeitalter

Gleichzeitig fordert der Prozess der digitalen Transformation auch von der Gesellschaft die Gestaltung neuer Lebens- und Wissensformen ein. Es stellt sich die Frage, wie Bildung gestaltet und gefördert werden soll. Digitale Bildung nimmt die Chancen und Herausforderungen der digitalen Welt wahr und bietet sowohl technologische als auch soziokulturelle Perspektiven auf Bildung. Enge Berührungspunkte zwischen BNE und digitaler Bildung finden sich vor allem in dieser soziokulturellen Perspektive, die die Wechselwirkungen der digital vernetzten Welt mit Individuen und Gesellschaft untersucht.

Während die digitale Transformation uns dabei helfen kann, Lösungen für globale Herausforderungen zu finden und den Zugang zu Wissen und Bildung zu erleichtern, stellt sie uns gleichzeitig auch vor neue Herausforderungen. Desinformation und Unsicherheiten hinsichtlich der informationellen Selbstbestimmung seien hierbei als Beispiele aufgeführt. Der souveräne Umgang mit dem Netz, das Erlernen von Medienkompetenzen und Kenntnisse zum Datenschutz sind Bildungsziele, die heute essentiell für den Fortbestand einer nachhaltigen demokratischen Struktur sind. Nur mit diesen Kompetenzen können algorithmische Entscheidungen und mechanische Kontrollen erkannt und mit ihnen umgegangen werden. In der Gestaltung der digitalen Bildung muss daher besonders darauf geachtet werden, welche Ziele angestrebt und Werte vermittelt werden sollen.

Partizipation und Zugänglichkeit

Das Bündnis Freie Bildung ist bestrebt, die soziale Bildungsungleichheit abzubauen und die gesellschaftliche Partizipation stärken. Es vertritt die Ansicht, dass Recht auf den freien Zugang zu Bildung für eine funktionierende und nachhaltige Gesellschaft unerlässlich ist. Zudem sollten alle Bürgerinnen und Bürger die gleichen Möglichkeiten haben, sich an Bildung zu beteiligen. Für uns hat die digitale Transformation das Potenzial, Bildung zu demokratisieren, sie zugänglicher und partizipativer zu machen.

Viel Potenzial liegt hierbei in den Open Educational Resources (OER), Lern- und Lehrmaterialien, die unter einer freien Lizenz erstellt wurden und daher vervielfältigt, verwendet, verarbeitet, vermischt und verbreitet werden können. Die Erstellung eigener Lehr- und Lernmaterialien entspricht in hohem Maße den in BNE bevorzugten pädagogischen Ansätzen, wie Learning by Doing, kollaboratives Lernen oder der Kultur des Teilens.

Gemeinsam gegen die Kommerzialisierung von Bildung

Eines ist klar: Die Förderung von Bildung liegt im Interesse aller und dieses Interesse sollte Vorrang haben vor den Exklusivrechten von Rechteinhabern. Sollte eine freie Lizenzierung von Lern- und Lehrmaterialien nicht möglich sein, kann eine einfach formulierte, zentrale gesetzliche Regelung zur Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte im Bildungskontext bereits Abhilfe schaffen. Durch eine allgemeine, länderübergreifende Bildungsschranke könnten Lernende und Lehrende rechtssicher unterrichten und lernen. Daher müssen wir nun auch bei der Implementierung der Urheberrechtsreform gemeinsam darauf achten, dass keine weiteren Rechtsunsicherheiten geschaffen werden und der Zugang zu Bildung so offen wie möglich bleibt.

Wenn wir das volle Potenzial der weltweiten Bewegung mit der gesammelten Erfahrung in dem Bereich der offener Bildung nutzen, können wir im Interesse aller viel erreichen. Gemeinsam können wir die sozialen, politischen und technischen Barrieren abbauen und Menschen den freien Zugang zu Bildung und Wissen ermöglichen!

 

Beitragsbild: Cancillería Ecuador from Ecuador, 37 Asamblea General de la UNESCO (10730195765), CC BY-SA 2.0

 

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