Wie Bildung nicht digitalisiert werden sollte – Recap zur re:publica 2019

Um Bildung “endlich” zu digitalisieren, setzen politische Entscheidungstragende auf den Ausbau von Plattformen und die Ausstattung von Schulen mit Smartboards und WLAN. Dies widerspricht dem Ziel, Menschen dazu zu befähigen, sich im digitalen Raum sicher und mündig zu bewegen. Technische Infrastruktur allein, ohne entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen, kann und sollte nicht mit digitalen Kompetenzen gleichgesetzt werden. Viel wichtiger ist es, sich am Lernen im freien Netz zu orientieren.

Am 06. Mai 2019 sprach Dominik Theis, Koordinator des Bündnis Freie Bildung, über die Chancen und Risiken der aktuellen bildungspolitischen Vorhaben der Bundesregierung und kritisierte deren Kurzsichtigkeit:

Präsentation des Talks

Politische Entscheidungstragende setzen auf den Auf- und Ausbau von zahlreichen Plattformen und die Ausstattung von Schulen mit WLAN, elektronischen Tafeln und Lernprogrammen im Rahmen eines Digitalpakts, um Bildung in das digitale Zeitalter zu befördern.

Der Ausbau der Infrastruktur ist ein notwendiges Unterfangen für das Gelingen von Bildung in einer digitalen offenen Gesellschaft, doch es braucht mehr Weitsicht! Eine Ausstattung der Schulen mit Smartboards und WLAN ohne entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen kann und sollte digitalen Kompetenzen nicht gleichgesetzt werden. Junge Menschen sollten diese auch nicht auf Plattformen, sondern im oder mit dem freien Netz erlernen.

Auch die Unabhängigkeit von Bildungsangeboten ist in Gefahr. Eine fehlende Beratung und die daraus folgenden Investitionen in geschlossene und proprietäre Systeme können den Einsatz von freien Bildungsmaterialien verhindern. Lock-In-Effekte sind hier vorprogrammiert, die gerade die öffentliche Hand als Trägerin von Bildung nicht zulassen sollte.

Diese auch auf den Erhalt von traditionellen und starren Strukturen ausgerichtete Förderung zeigt nicht nur ein rudimentäres Verständnis von Bildung für die digitale Gesellschaft, sie verstetigt und zementiert auch die Rolle der Einrichtungen und Institutionen in der deutschen Bildungslandschaft.

Das Bündnis Freie Bildung möchte hier ansetzen und macht Vorschläge, wie freie Inhalte, offene Infrastruktur und Software für die Bildungslandschaft verwendet werden können. Wir fordern, dass die Bundesregierung und die Länder den Wissensschatz erweitern, den Lehrerinnen und Lehrer selbst zur Verfügung stellen wollen, Best Practices fördern und Material zentral verfügbar und sichtbar machen!

Hier geht es zur Aufzeichnung des Talks:

Das Bündnis in den Medien:

BR Netzwelt: re:publica: Wie soll Bildung digitalisiert werden?

udolihs.net: Wie man Schulen digitalisiert und wie nicht – Medienbildung auf der re:publica 2019

 

Beitragsbild: Jan Michalko / re:publica from Germany, Re publica 19 – Day 1 (46874204275), CC BY-SA 2.0

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