Unser Rückblick auf das Forum Open Education 2019
Am 26.06. warf das Bündnis Freie Bildung im Rahmen des “Forum Open:Education” einen Blick auf die aktuellen Bildungsvorhaben des Bundes und der Länder und zog gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft, Bildungspraxis und Politik Bilanz zum Stand der Bildung in Deutschland.
Die Teilnehmenden des Forums konnten sich an Begegnungsständen über Bildungsprojekte informieren und praktische Erfahrungen austauschen. Im Rahmen von Workshops und einer abschließenden Podiumsdiskussion wurde darüber gesprochen, wie bisherige Impulse und Erfahrungen aus vergangenen Initiativen im Bereich der Offenen Bildung in eine Strategie einfließen können, die Bildung in einer digitalen Gesellschaft gelingen lässt.
Das Forum lud u.a. dazu ein, in offenen Formaten und Werkstätten “Mini-Future Monster” zu bauen, sich mit Umweltsensorik zu beschäftigen oder sich mit den Konzepten von Offenheit in der Bildung mal ganz theoretisch auseinanderzusetzen. Die Vielfalt an Initiativen und Themen, die vorgestellt wurden, zeigten sehr deutlich, wie bunt doch die Bildungslandschaft und wie groß der Wunsch ist, Bildung zeitgemäß zu denken und gleichzeitig offener zu gestalten.
Die Workshops und Diskussionsrunden wurden in einem HackMD dokumentiert. Die Fotos der Veranstaltung sind hier zu finden!
Unsere Forderungen für zeitgemäße Bildung
Genau dieser Tatendrang und diese Vielfalt, so waren sich alle einig, muss auch in Zukunft weiter gefördert werden. Bildung in einer digitalisierten Gesellschaft heißt, starre Muster aufzubrechen und gesellschaftliche Partizipation zu fördern. Das geht aber nur, wenn jetzt und heute dafür die Weichen gestellt werden: Bildung ist ein Menschenrecht und sollte somit zugänglich, partizipativ und demokratisch sein.
Im Vorfeld und während der Veranstaltung diskutierten die Expertinnen und Experten aus den Bereichen der schulischen und außerschulischen Bildung darüber, wie Bildung in einer offenen digitalen Gesellschaft gelingen kann. Als Grundlage dafür diente das Positionspapier des Bündnisses Freie Bildung. Ganz nach dem Prinzip “Öffentliches Geld, öffentliches Gut” sprachen sich alle gemeinschaftlich dafür aus, dass Bildungsmaterialien, die aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, standardmäßig als Open Educational Resources (OER) freigegeben werden. Außerdem soll Weiterentwicklung von Software und technischer Infrastruktur stets zusammengedacht werden mit pädagogischen Konzepten und Didaktik. Des Weiteren sprachen die Beteiligten über Möglichkeiten der Qualitätssicherung und die Stärkung einer Kultur des Teilens.
Die Forderungen werden wir im Bündnis und der AG Politik weiter diskutieren und zu gegebener Zeit an die Entscheidungstragenden herantragen.
Im Austausch mit den politischen Entscheidungstragenden
Im Rahmen eines parlamentarischen Abends diskutierten die Bundestagsabgeordneten Margit Stumpp (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Marja-Liisa Völlers (SPD), Dr. Jens Brandenburg (FDP) und Daniel Seitz, Vorstand von mediale pfade.de über die erarbeiteten Forderungen und die aktuellen Bildungsvorhaben des Bundes und der Länder.
Zurzeit setzen politische Entscheidungstragende vorrangig auf den Auf- und Ausbau der technischen Ausstattung von Schulen, um Bildung “endlich” zu digitalisieren. Die Anwesenden des Forums waren sich jedoch einig, dass der Ausbau von Infrastruktur zwar ein notwendiges Unterfangen für das Gelingen von Bildung in einer digitalen offenen Gesellschaft ist, doch es mehr Weitsicht braucht.
Kurzsichtige Investitionen in geschlossene und proprietäre Systeme im Rahmen des Digitalpakts Schule bergen die Gefahr von Abhängigkeiten, die gerade die öffentliche Hand als Trägerin von Bildung nicht zulassen sollte. Der Fokus sollte vielmehr auf der Förderung digitaler Kompetenzen liegen, die durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen und offene pädagogische Konzepte aufgebaut werden können.
Brandenburg merkte an, dass die Weiter- & Fortbildung von Lehrenden genauso wichtig sei, wie die technische Ausstattung von Lerneinrichtungen. Stumpp stimmte damit überein und bemerkte, dass die Bundesregierung einiges versäumt habe im Rahmen des Digitalpakts. Man müsse sich nun stärker auf die Förderung von pädagogischen Konzepten und die Schaffung von Stellen für die Wartung und Instandhaltung der technischen Ausstattung konzentrieren. Alle Anwesenden stimmten damit überein, dass freie Bildungsangebote Bildung demokratisieren und Menschen zum souveränen Umgang im und mit dem Netz befähigen kann. Völlers versprach, die im Koalitionsvertrag vereinbarte OER-Strategie zu ihrem Hauptthema im zweiten Halbjahr 2019 zu machen.
Wie nun aus Worten Taten werden
Die doch einstimmige Befürwortung von freier Bildung und die Offenheit der Vertretenden der Opposition und Koalition zum weiteren Austausch und Kooperation stimmt das Bündnis Freie Bildung zuversichtlich. Als Community werden wir die gemachten Versprechen der Politiker und Politikerinnen nun mit Nachdruck einfordern und hoffen, dass dem gezeigten Wohlwollen auch bald Taten folgen.
Mehr Engagement wünschen wir uns von der CDU/CSU und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, die sich stets bedeckt halten und leider auch nicht bereit waren, auf dem Forum mitzudiskutieren. Nur gemeinsam kann die Vision einer Welt ohne soziale Bildungsungleichheit und mit einer starken gesellschaftlichen Partizipation zur Realität werden.
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