Für die anstehende Abgeordnetenhauswahl in Berlin am 18.09.2016 hat das Bündnis Freie Bildung im Rahmen der Koalition Freies Wissen Wahlprüfsteine an verschiedene Parteien versendet und die Antworten ausgewertet und veröffentlicht.
Anknüpfend daran wurde am 06.09.2016 eine Diskussionsveranstaltung mit Vertreterinnen und Vertreter der Parteien organisiert, um mit ihnen über (offene) digitale Bildung in Berlin zu sprechen und der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit zu bieten, sich über die Positionen der Parteien zu freier Bildung und OER zu informieren. Ein besonderer Dank geht an die c-base, die uns ihre Räumlichkeiten und den Livestream zur Verfügung gestellt haben.
Zu Ende der Diskussion übergab das Bündnis Freie Bildung den anwesenden Politikerinnen und Politikern folgende Handlungsempfehlungen zur Stärkung und Förderung freier Bildung.
Freie Bildungsressourcen sind Werkzeug für eine gerechte und innovative Bildung
Vision
Freie Bildungsmaterialien (engl. “Open Educational Resources”, kurz OER) sind Dank Verwendung offener Lizenzen sowie Freier und Open-Source- Software für alle ohne nennenswerte rechtliche und technische Hürden verwendbar. Freie Bildungsmaterialien dürfen insbesondere auch verändert und wiederveröffentlicht werden. Sie wirken dabei als ein Werkzeug für eine gerechtere und partizipativere Bildung. Zum einen sind alle durch Steuergelder finanzierte Bildungsmaterialien für die Allgemeinheit nutzbar, zum anderen eröffnen sich mit freien Bildungsmaterialien neue und innovative Möglichkeiten des Lernens und Lehrens.
Handlungsempfehlungen
- Mit öffentlichen Geldern (ko-)finanzierte Bildungsmaterialien werden grundsätzlich unter einer offenen Lizenz, in offenen und barrierefreien Formaten sowie mit den notwendigen Metadaten veröffentlicht. Ausnahmen sind zu begründen.
- Als geeignete offene Lizenz bzw. Rechteverzicht für freie Bildungsmaterialien gelten die Creative-Commons-Werkzeuge (CC 0, CC BY oder CC BY-SA) oder andere mit der Open Definition kompatible Lizenzen als Standard. In jedem Falle sind die Prinzipien der UNESCO-OER-Definition von 2012 zu wahren.
- Bei der Wahl von Software, die für Bildungszwecke eingesetzt wird, ist darauf zu achten, dass diese offen/frei lizenziert ist (gemäß Free Software Foundation bzw. Open Source Initiative). Ausnahmen von dieser zu etablierenden Praxis müssen begründet werden.
- Bestehende digitale Bildungsmaterialien in patentgeschützten und/oder verschlossenen Formaten sind in offene Formate zu übertragen, so dass die Inhalte prinzipiell mit allen Softwarelösungen verwendet werden können.
- Projekte zur Verbesserung und Weiterentwicklung bestehender Open-Source-Bildungssoftware werden gefördert und in öffentlichen Ausschreibungen werden offene Formate und Open-Source-Softwarelösungen bevorzugt berücksichtigt.
- Eine Fortbildungsoffensive für Lehrerinnen und Lehrer wird geschaffen, so dass diese über die Vorteile von OER aufgeklärt und befähigt werden, freie Bildungsmaterialien zu verwenden, zu erstellen und weiter zu entwickeln.
- Eine Strategie zum Aufbau länderübergreifender Bildungsserver und Repositories mit freien Bildungsmaterialien (digitale Büchereien) wird erarbeitet und Ergebnisse implementiert.
- Innovationen im Bereich OER durch Bildungsmedienhersteller, Social Entrepreneurships, Start-ups, gemeinnützige GmbHs und Vereine, die sich explizit dem Thema OER verschreiben, werden gezielt gefördert.
- Integration von Informationen und praktischen Übungen zu Urheberrecht und freien Lizenzen in die Lehreraus- und -fortbildung, sowie die Anforderung und Berückichtigung dieser Fähigkkeiten bei Stellenausschreibungen.
- Anreize und rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, damit durch Hochschullehrkräfte erstellte Manuskripte und Lehrmaterialien standardmäßig als OER bereitgestellt werden. Ausnahmen von dieser Praxis müssen begründet werden.
“Freie Bildungsressourcen sind Werkzeug für eine gerechte und innovative Bildung” von “Erik Albers, Pamela Kärtner, Jöran Muuß Merholz, Valentin Münscher Rene Pickhardt, Sebastian Seitz, Mandy Schütze, John Hendrik Weitzmann” steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz”. Für Zitierungen reicht als Namensnennung “Bündnis Freie Bildung”. Sofern die Nutzung offline erfolgt, ist an den Hinweis der URI der Lizenz “https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/” anzufügen.
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