Generative KI fördern Open Educational Practices. Warum ist das wichtig?

Sich mit generativer Künstlicher Intelligenz (kurz KI) zu beschäftigen, beinhaltet mehr als nur perfekte Prompts formulieren zu können. Denn generative KI bieten neue Möglichkeiten, Prozesse effizienter und effektiver zu gestalten, zumindest ist so die Vermutung. Was kann das für die Bildungspraxis bedeuten und kann KI-Technologie dafür sorgen, Bildung zu verbessern?

In unserem Oktober-Bündnis-Call hat unser Gast Dr. Patrick Bronner erläutert, wie sich generative KI in das Unterrichtsgeschehen einbetten lässt und wie sie das Lehren und Lernen, ob in Physik, Mathematik oder bei der Projektarbeit, unterstützt. Insbesondere, weil Schüler*innen und Lehrkräfte lernen, diese Technologien gezielt anzuwenden und kritisch zu reflektieren.

Das bedeutet, sich beispielsweise über folgende Fragestellungen bei Anwendung von KI im Klaren zu werden: Auf welche Daten greift die von mir angewendete KI zurück? (Wie) Soll ich die Ergebnisse einordnen oder gar hinterfragen? Wie steht es rechtlich gesehen um die Nachnutzung des jeweiligen von KI generierten Werks?

KI und Bildung unter dem Aspekt von Offenheit

Wir haben im Zuge dessen diskutiert, inwieweit KI und Bildung unter dem Aspekt von Offenheit zusammen gedacht werden können, insbesondere welche Chancen und Herausforderungen dies birgt. KI sollte nicht allein als Produktionsmaschine für Open Educational Resources (kurz OER) verstanden werden, wenn es um Offene Bildung geht. Generative KI kann mehr als ein Tool sein und als prozesshaftes Experimentierfeld dienen, in dem individuelle Open Educational Practices (kurz OEP) geübt werden (Mehr zum Verhältnis von OER und OEP auf OERinfo). Zudem ist anzumerken, dass die Existenz von generativer KI auch bereits nun nach knapp einem Jahr Dynamiken in Gang setzt, die beispielsweise die Prüfungskultur an (Hoch-) Schulen in Frage stellt.

Fragen, die beim Einsatz von KI für OEP aufkommen, sind: Wie setze ich KI ein, um was (Bild, Text etc.) zu produzieren? Was ist mein Anteil an dem Schaffensprozess der KI? Kann ich das Material unter einer offenen Lizenz nachnutzen, ohne Urheberrechtsverletzungen zu begehen?

Das sind nur einige von vielen Fragen, die das Bündnis Freie Bildung rund um KI und Offene Bildung beschäftigen. Unser weiterer Gast Regina Schulz hat den daran anschließenden Austausch in der Gruppe weiter abgerundet und ihre Thesen folgendermaßen zusammengefasst, wie OER und OEP in puncto KI kurz- bis langfristig angegangen werden könnten:

  • Kurzfristig: OER: Prompts teilen
  • Mittelfristig: 1. Vielfältigen Austausch ermöglichen, wie z.B. Diskussionen bei Wikipedia, 2. OEP ‘KI’-Projekte unterstützen, wie z.B. Common Voice
  • Langfristig: ‚KI’-Tools, Datenbanken weiterentwickeln – z.B. GitHub, huggingface

Darüber hinaus haben wir übergeordnete Themen angerissen, die bei generativer KI und offener, zeitgemäßer Bildung eine Rolle spielen sollten: Inklusion (Welche Daten trainieren KI? Wer nutzt KI?), Verantwortung (Wer besitzt oder verantwortet KI und deren Ergebnisse?), Verlässlichkeit (Welche Teile der Ergebnisse sind wahr und belegbar? Welche sind es nicht) und Sicherheit, Privatsphäre und Datenschutz (Welche Daten trainieren KI? Wie schütze ich meine personenbezogenen Daten vor KI?), Transparenz (Wie agiert, funktioniert KI?), um nur einen Ausschnitt wiederzugeben. Es gibt viele Fragen, die nicht einfach beantwortet werden können. Umso wichtiger ist es, sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit den Fragen zu befassen, um KI besser zu verstehen und so einzusetzen, dass digitale Kompetenzen von Lehrenden und Lernenden im Sinne einer Offene Bildung sowie der 21st-Century-Skills gefördert werden.

Abschließend folgte ein kompakter Input dazu von Bündnismitglied Sandra Schön. Sie berichtete davon, dass sie an der TU Graz einen ganzen MOOC mit generativen KI-Tools erstellt haben. Eine Möglichkeit der offenen Lizenzierung des beteiligten Rechtsexperten wurde beispielhaft angeführt.

Ausblick: Was möchte das Bündnis anstoßen und bewirken?

KI birgt ein großes Potenzial, Lern- und Lehrkonzepte zugänglicher zu machen und den Planungsprozess von Bildungsformaten kreativ zu gestalten. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Probleme, Fragen und Herausforderungen, die in diesem Beitrag genannt wurden. Klar ist, dass es nicht ohne Politik und Richtlinien für generative KI gehen wird. Mit dem Europäischen AI Act wird eine KI-Regulierung auf den Weg gebracht, die möglicherweise helfen kann, zukünftig relevante Risiken und Verantwortungen auszuloten.

Gleichzeitig braucht es den Dialog mit der Zivilgesellschaft. Wir möchten und werden den aktuellen Diskurs zu KI und offener Bildung aktiv mitgestalten. Wir, als Bündnis Freie Bildung, setzen uns mit unterschiedlichen KI-Praxisbeispielen auseinander oder wenden diese an. Uns ist es wichtig zu eruieren, wie KI und die Prinzipien Offener Bildung künftig so ineinandergreifen können, dass sie einen ganzheitlichen Kulturwandel hin zu mehr Offenheit in der Bildung ebnen.

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