Am 15. und 16. November 2018 fand das dritte Open Education Policy Forum in Warschau statt – dieses Jahr unter dem Motto “Cooperation Changes Everything”. Damit wurde der Schwerpunkt auf die bessere Zusammenarbeit zwischen Politik und Zivilgesellschaft, den einzelnen Interessenvertretungen, Akteurinnen und Akteuren der Bildungslandschaft gelegt und das sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene. Es wurden sowohl Kooperationen innerhalb der Europäischen Union, als auch zwischen den einzelnen Open Movements angeregt.
Im Rahmen des zweitägigen Forums diskutierten mehr als 40 Expertinnen und Experten, Entscheidungstragende und Interessenvertretungen über die aktuelle Situation von Open Education in den einzelnen europäischen Ländern als auch in der ganzen Welt. Die Teilnehmenden setzen sich unter anderem kritisch mit den neuen Richtungen der Cape Town Declaration und der bevorstehenden Urheberrechtsreform auseinander, tauschten sich über nationale Projekte und Politiken aus und sprachen über mögliche Formen der Zusammenarbeit. Auch der Begriff “Open Education” wurde unter die Lupe genommen und in Verhältnis zu anderen Zweigen wie “Open Access”, “Open Science”, usw. gesetzt.
Insgesamt wird die aktuelle Situation von Open Education als mangelhaft wahrgenommen. In vielen Ländern fehlt es an Policies oder an der Umsetzung bzw. der nachhaltigen Fortführung von Vorhaben und Aktivitäten – wie jüngst auch eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion auch für Deutschland offenbarte. Vielen Stakeholdern im Spektrum von Lehrenden bis hin zu Entscheidungstragenden fehlt es an den nötigen Kompetenzen, Interesse oder Willen, für Freie Bildung einzustehen oder damit umzugehen. Zum einen ist die Kultur des Teilens in den Bildungseinrichtungen oder auch generell in der Gesellschaft nicht weitgehend ausgereift, zum anderen haben Verlage einen zu großen Einfluss auf die Politik. Die Implementierung der EU-Urheberrechtsreform ist zudem eine weitere große Herausforderung, die alle betrifft und viele Ressourcen auf sich binden wird.
Es gibt somit viele Spannungsfelder, die es gleichzeitig anzugehen gilt. Eine Veränderungen, so sind sich alle einig, muss bottom-up bewegt und top-down gefestigt werden. Open Education soll als Antwort auf die Frage nach Bildungsgerechtigkeit gehandelt werden und nicht als eigenständiges Ziel. Lehrenden und Lernenden muss verständlich gemacht werden, wie Freie Bildung Bildungsprozesse verbessern, den Zugang erhöhen und Lehre vereinfachen kann. Policies sollen nicht nur als reine Gesetzestexte verstanden werden, sondern als Prozesse, in denen so viele Interessengruppen wie möglich zu Wort kommen können. Durch Anpassungen oder Reformen von Gesetzestexten können diese Interessen dann langfristig umgesetzt werden.
Um genau diesen Prozess effektiv zu begleiten und all die Spannungsfelder im Blick zu halten ist es umso wichtiger, miteinander in den Dialog zu treten, zu kooperieren und auf den Ideen von anderen aufzubauen. Es besteht ein großer Bedarf und auch eine große Bereitschaft, sich über Projekte und Versuche auszutauschen und Gelerntes miteinander zu teilen. Auf der Basis von gemeinsamen Werten kann man ein größeres Feld an Herausforderungen gemeinsam angehen und gestärkter an Entscheidungstragende herantreten.
Es wurde in diesem Zusammenhang darüber nachgedacht, wie wir am besten miteinander arbeiten können. Vor dem Hintergrund der Implementierung der DSM-Richtlinie hat sich Communia hervorgetan, die die Vernetzung von Organisationen auf EU-Ebene anstrebt. Viele Aktivistinnen und Aktivisten engagieren sich zudem unter dem Schirm des Open Government Partnership. Darüber hinaus befanden sich unter den Teilnehmenden auch eine Vielzahl an Mitgliedern von Bündnissen und Koalitionen, die ihre Erfahrungen untereinander austauschen könnten. Und auch im Sinne der kommenden UNESCO Recommendation 2019 gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich miteinander abzustimmen.
Gemeinsam kann, so das Fazit des Forums, mehr erreicht werden und eine fast aussichtslose Situation zu einer Chance werden.
Hier geht’s zum Interview mit OERinfo!
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Titelbild: Open Education Policy Forum 2018, OEPF Banner 2018, CC BY 4.0