Noch bis zum 01.06.18 lädt die UNESCO dazu ein, ihren ersten Entwurf einer Empfehlung an ihre Mitgliedsstaaten zu Open Educational Resources online zu kommentieren.
Empfehlungen der UNESCO (englisch: recommendations) müssen von den Mitgliedsstaaten der UNESCO nicht 1:1 ratifiziert werden, sondern sollen als ein Instrument dienen, das die Politik der Mitgliedstaaten beeinflusst (siehe dazu auch die Einführung der UNESCO zu ihren verschiedenen Instrumenten).
Wer darf den Entwurf kommentieren?
Die UNESCO lädt Einzelpersonen und Organisationen weltweit dazu ein, diesen ersten Entwurf für eine Empfehlung zu OER zu kommentieren und ihre Perspektiven und Einschätzungen mit der UNESCO zu teilen, um den weiteren Verlauf der Empfehlung zu beeinflussen. Kommentare sind in englischer oder französischer Sprache über diesen Link möglich.
Warum ist das wichtig?
Open Educational Resources (OER) sind frei lizenzierte Bildungsmaterialien. Das Verwahren, Verwenden, Verarbeiten, Vermischen und Verbreiten von OER ist explizit erlaubt, folgender Beitrag der OER Infostelle führt dies weiter aus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bildungsmaterialien stehen OER nicht nur innerhalb von Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Hochschulen zur Verfügung, sie sind auch für alle anderen Menschen als Freies Wissen nutzbar und anpassbar – ein Grundwert, dem sich auch das Bündnis Freie Bildung verpflichtet fühlt.
Internationale Organisationen wie die UNESCO und die Europäische Kommission fordern ebenfalls eine Intensivierung der Aktivitäten zu OER. In der Erreichung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, insbesondere des Sustainable Development Goals 4 (Quality Education), können OER eine zentrale Rolle einnehmen. Sie tragen zu einem gerechten und barrierefreien Zugang zu qualitativer Bildung bei und erweitern die Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen. Das Mandat für die Koordination und Erreichung des Sustainable Development Goals 4 (SDG 4) liegt bei der UNESCO, weshalb sie sich darauf verständigte, eine Empfehlung bis 2019 auszuarbeiten.
Offizielle Empfehlungen der UNESCO sind zwar nicht bindend, jedoch sind die UNESCO Mitgliedsstaaten angehalten, regelmäßig zum Stand der Dinge in Bezug auf die jeweiligen Themenfelder einer so genannten Recommendation zu berichten, die konkreten Richtlinien dazu sind auf der Seite der UNESCO zu finden. Wird die Empfehlung der UNESCO zu OER also Realität, ist auch jeder Mitgliedstaat angehalten, aktuelle Entwicklungen rund um OER transparent zu machen und zu ihnen Stellung zu beziehen. Die Rahmenbedingungen für OER, und damit für Freies Wissen, können so gestärkt werden und umso wichtiger ist es, welche Maßnahmen und Empfehlungen konkret beschrieben werden.
Wie bringt sich das Bündnis Freie Bildung zum Entwurf der UNESCO ein?
Das Bündnis Freie Bildung hat mit seinen Mitgliedern gemeinsame Kommentare zu dem Draft der UNESCO ausgearbeitet und diese online über diesen Link bei der UNESCO eingereicht. Auch wenn noch nicht vollkommen klar ist, inwiefern der Input berücksichtigt werden wird, möchten wir dazu ermutigen, Kommentare und Hinweise einzureichen und die Empfehlung der UNESCO so zu verbessern. Bereits bei der kollaborativen Ausarbeitung des OER Action Plans in Ljubljana im vergangenen Jahr brachte sich das Bündnis Freie Bildung aktiv mit seinen Positionen ein und stand in engem Austausch mit der Deutschen UNESCO-Kommission, die die Erfolgreiche Zusammenarbeit in dieser Form begrüßte.
Unsere Einschätzungen zu den einzelnen Punkten der Empfehlung stehen hier am Ende dieses Beitrags und jeder unserer Kommentare ist mit der entsprechenden Kapitelnummer, auf die er sich bezieht, gekennzeichnet:
I. Definition and Scope
1. We encourage UNESCO to explicitly include not only the term “teaching, learning and research materials” in the definition of OER, but to also acknowledge software and data and possibly even hardware to work on as OER.
3. For them to reach their potential regarding equitable and inclusive access, OER should not only be openly licensed but also distributed in open and editable formats. This fact can and should be pointed to in this section.
II. Aims and Objectives
5. We encourage UNESCO to speak of “open teaching, learning and research materials including software, data, and hardware” in this section to prevent potential misreadings of this paragraph.
6. With regards to costs of educational materials, UNESCO is highly encouraged to point out the usefulness of the argument that publicly funded resources should reside in the public domain or should be accessible under an open license.
8. We encourage UNESCO to point out that these global processes of co-creation should not be one-directional (resources from the Global North are adapted in the Global South) but that a multidirectional approach of co-creation is an opportunity to foster diversity in educational contexts all over the world.
9.(ii) We want to stress the strategic importance of the equation “public money => public resources”, which we explicitly do not limit to learning and teaching materials but to all resources as pointed out in 1).
9.(v) We highly recommend to actively foster adaptation of resources from the Global South in the Global North to prevent potential asymmetries between creation and use.
III. Areas of action
12.(a) UNESCO is encouraged to advise member states to ensure that the handling of OER is firmly integrated into the training of anyone teaching others, including but not limited to, formal teaching and study programs.
12.(d) Following up on our recommendation in I., we encourage UNESCO to include Open Software and Hardware in the list of policies to adapt and align.
13. & 15. We propose to add a section addressing potential asymmetries in the creation and the use of resources between the Global North and the Global South in order to highlight this problem.
14. We highly encourage UNESCO to include a recommendation arguing that public funds should lead to publicly available and openly licensed goods and resources.
Lizenzhinweis
„UNESCO ruft zur Beteiligung auf: Empfehlungen für Open Educational Resources“ von Christian Friedrich, ergänzt von Janna Schlender (Wikimedia Deutschland) steht unter der CC-BY-4.0-Lizenz. Sofern die Nutzung offline erfolgt, ist an den Hinweis die URL der Lizenz anzufügen: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.
Logo-Bild: Jonathasmello, Globalen Logo für Offene Bildungsresourcen – Global OER Logo in German, CC BY 3.0 Foto: (2nd OER World congress 2017) Slovenien Press Agency, CC BY 4.0