Zur Umsetzung einer Bund-Länder-Vereinbarung für offene Bildungszugänge
Wie wollen wir den gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen sowie den multiplen Krisen unserer Zeit begegnen, wenn Zugänge zu und Teilhabe an Bildung für alle kein Selbstverständnis sind?
Wir sprechen von einer Dringlichkeit, Bildung inklusiver und zukunftsfähiger zu gestalten und sozialer Spaltung entgegenzuwirken. Wegbereitend dafür ist die Idee, Bildung so zu gestalten, dass sie eine offene Bildungspraxis gezielt fördert und in der Breite praxistauglich macht.
Als Bündnis Freie Bildung beschreiben wir in unserem neuen Positionspapier anhand von rahmensetzenden und praxisorientierten Maßnahmen, wie der Weg auf Basis bestehender Strategien und Konzepte aussehen kann. Wir adressieren dabei bildungspolitische Entscheidungsträger*innen von Bund und Ländern.
Bündnis Freie Bildung_Positionspapier_2025”
Offene Lizenzen, Offenheitskompetenzen und offene Bildungspraxis als Teil der Arbeitszeit
Grundvoraussetzung für die Öffnung von Bildung in der Praxis ist, dass bei öffentlich geförderten Projekten und Initiativen in allen Bildungsbereichen die Ergebnisse offen lizenziert sein müssen. Unsere Kernforderung lautet daher, dass Bildungsmaterialien öffentlicher Einrichtungen regulär offen lizenziert werden und allen Bürger*innen zur freien Nutzung und Weiterverwendung zur Verfügung stehen müssen. Ebenso sollte die Nutzung offener Lizenzen bei Ausschreibungen obligatorisch sein.
Zudem ist eine zukunftsgerichtete Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Lernenden essentiell. Offenheitskompetenzen sind ein wichtiger Bestandteil dieser und in bestehende Curricula und Schulungen zu integrieren, da sie u.a. den Umgang mit Lizenzen und Quellen bei der Materialerstellung und -verwendung vermitteln, wie es auch bei der Analyse von KI-Anwendungen relevant ist.
Offene Bildungspraxis erfordert Anerkennung und Zeit als Teil der Arbeitszeit. Lehrende und Lernende sollen für Materialentwicklung und Kompetenzaufbau nicht auf ihre Freizeit ausweichen müssen.
Es braucht eine Bund-Länder-Vereinbarung
Nicht zuletzt ist ein zielgerichteter Transfer dieser Schritte in die Bildungspraxis begleitet von einer rahmensetzenden Politik notwendig. Diese sollte sowohl bestehende Strategien, wie die bundesweite OER-Strategie und Förderrichtlinien des Bundes berücksichtigen, als auch den gezielten Versuch unternehmen, eine anschlussfähige Strategieentwicklung in den Bundesländern herzustellen. Daher braucht es eine darauf zugeschnittene Bund-Länder-Vereinbarung, die im Austausch zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zur Ausarbeitung und Umsetzung von länderspezifischen und -übergreifenden OER-Strategien auf Landesebene hinwirkt.
Das erfordert seitens Bund und Ländern einen flächendeckenden Ausbau von offenen, digitalen Infrastrukturen und langfristige Finanzierungsoptionen für Initiativen, Projekte und Community-Engagement, da diese in erster Linie für den Transfer in die Praxis verantwortlich sind und dazu beitragen.
Wir appellieren an die Politik, an die Lebendigkeit der OER-Strategie anzuknüpfen, dass jetzt der Schritt mutig gegangen werden muss, offene Bildung in der Bildungspraxis der Länder zu verankern.
Das kann nur gemeinsam erfolgen: Daher laden wir bildungspolitische Entscheidungsträger*innen seitens Bund und Ländern ein, mit unserem Bündnis-Netzwerk, unter Einbezug von Stakeholdern der Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, gemeinsam die Umsetzung einer Bund-Länder-Vereinbarung konkret zu machen.
Wir sind gesprächsbereit, diesen Prozess mit anzustoßen, interessierte Entscheidungsträger*innen an einen Tisch zu bringen, beratend zu begleiten und mit unserer Expertise aus Bildungspraxis und -politik zu unterstützen.