Nachdem 2017 bereits Baden-Württemberg seine Digitalsstrategie veröffentlichte, zieht die im letzten Jahr gewählte NRW-Landesregierung von CDU und FDP nach. Sowohl das Bildungsministerium als auch das Wirtschafts- und Digitalministerium werden von der FDP geführt und sind maßgeblich an der Strategie beteiligt.
Die Präsentation wird aufwendig und relativ nutzungsfreundlich von einer Webseite begleitet, die das Kommentieren einzelner Passagen ermöglicht und eine “Like”-Funktion mit sich bringt. Zudem können Stellungnahmen hochgeladen werden, die für alle Interessierten anschließend auch öffentlich sichtbar sind.
Das Bündnis Freie Bildung hat sich mit einer Stellungnahme zum Themenfeld 5.2. Bildung und Kultur als Schlüssel zur digitalen Zukunft beteiligt.
Stellungnahme des Bündnis Freie Bildung zur Digitalstrategie.NRW
Das Bündnis Freie Bildung begrüßt die Ausführlichkeit, mit der sich die Landesregierung NRW mit dem Thema Bildung in einer digitalen Gesellschaft auseinandersetzt. In den insgesamt sieben Unterpunkten werden relativ detailliert die geplanten Maßnahmen vorgestellt. Fokussiert werden der Ausbau der technischen Infrastruktur in Bildungseinrichtungen wie z.B. Schulen (WLAN, Glasfaserkabel, Endgeräte etc), aber auch Ansätze für die Weiterbildung von Lehrkräften im Bereich des Lernens und Lehrens mit digitalen Möglichkeiten und Lernplattformen an den Hochschulen vorgestellt.
Leider werden Open-Source-Software und freie Bildungsmaterialien (OER), die zentralen Anliegen des Bündnis Freie Bildung, in keiner Weise erkennbar in die Strategie einbezogen, abgesehen von der Open University der Fern-Universität in Hagen, deren Aufbau aus Landesmitteln unterstützt werden soll. Schon im Koalitionsvertrag von CDU und FDP zeichnete sich eine Tendenz dahingehend ab, “dass weder die CDU noch die FDP die Weiterverbreitung von OER und Open Software im Bildungsbereich als besonders wichtiges Thema ansehen.” Der vorgelegte Entwurf der Digitalstrategie verdeutlicht diese Auslassung.
Thematisiert wird eine Vermittlungsaufgabe für den Erwerb digitaler Kompetenzen durch Bildungsinstitutionen. Diese Kompetenzen werden mit “digitale Anwendungskompetenzen, informatische Grundbildung und kritische Medienkompetenz” umrissen. Zu erwarten wäre jedoch mindestens eine Bezugnahme auf das KMK-Strategiepapier zu den Kompetenzen in der digitalen Welt, dessen inhaltliche Ausrichtung sich deutlich umfassender mit dem Thema auseinandersetzt als die vorgelegte Digitalstrategie; zusätzlich angebracht wäre ein ausdrücklicher Ausblick auf die 21th Century Skills wie z.B. Partizipieren, Kreativität, Problemlösen und Kommunikation. Außerdem bleibt festzuhalten, dass WLAN und Tablets wichtig sein mögen, fehlende Lehrkräfte aber nicht ersetzen und digitale Endgeräte nur mit entsprechend didaktischer Ausbildung sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden können – diese personelle und didaktisch-methodische Dimension kommt in der Digitalstrategie aber viel zu kurz.
Zum Bereich Hochschule verpassen die Autorinnen und Autoren der Strategie es leider zudem, innovative Vorbilder aufzugreifen, wie z.B. das Atlantis-Projekt, in dem Niedersächsische Hochschulen u.a. OER-Materialien austauschen.
Das Bündnis Freie Bildung verweist hiermit zu allen vorgenannten Punkten auf sein aktualisiertes Positionspapier zu freien Bildungsmaterialien.
Lizenzhinweis
„Stellungnahme des Bündnis Freie Bildung zur Digitalstrategie.NRW“ vom Bündnis Freie Bildung steht unter der CC-BY-4.0-Lizenz. Für die Nachnutzung reicht als Namensnennung „Bündnis Freie Bildung“. Sofern die Nutzung offline erfolgt, ist an den Hinweis die URL der Lizenz anzufügen: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.
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